Xing schafft Gruppen ab

Xing schafft Gruppen ab – der Anfang vom Ende?

Xing hat am 11.08.2022 seine Mitglieder darüber informiert, bald alle Gruppen löschen zu wollen. Das ist für viele Administratoren, die jahrelang mühsam ihre Gruppen aufgebaut haben, ein Schlag ins Gesicht. Außerdem verliert Xing damit im deutschsprachigen Raum einen Vorteil gegenüber LinkedIn. Die Erklärung der Plattform aus Hamburg erscheint wenig einleuchtend. Xing schafft Gruppen ab – der Anfang vom Ende?

Xing hat in den letzten Jahren für viele Nutzerinnen und Nutzer an Attraktivität verloren. Der Feed schien lange Zeit dem von LinkedIn unterlegen, was zu einer starken Abwanderung geführt hat. Auch den visuellen Gesamtauftritt fanden und finden einige nicht sehr zeitgemäß.

Hinzu kommen kleinere Schwächen bei der alltäglichen Nutzung, die auf die Dauer manche User verschreckt haben. Dennoch hat Xing auch gerade für den deutschsprachigen Raum einige große Vorteile – die Gruppen gehör(t)en sicher dazu.

Xing als besseres LinkedIn für den DACH-Raum?

Xing wäre nach einiger Aussage gerne beruflich das gewesen, was Facebook für den privaten Bereich darstellt. Was die Gruppen betrifft, geht Xing jetzt aber einen deutlich anderen Weg. Mit Erfolg?

Was die Nutzerzahlen angeht, konnte sich Xing auch immer schon sehen lassen. Bis zum ersten Quartal 2022 soll die Zahl auf über 20 Millionen angestiegen sein. Bei LinkedIn sind es „nur“ 18 Millionen – und die Kommunikation findet häufig auf Englisch statt. Das ist für einige deutsche Muttersprachler nicht der gewünschte Weg. Xing hat also durchaus seine Daseinsberechtigung, könnte man meinen.

Günstiger Preis und lokale Vernetzung

Ein großer Vorteil ist bei Xing auch der günstige Preis. Gerade im Vergleich zu LinkedIn ist Xing doch sehr preiswert. Auch bei der lokalen Vernetzung schien Xing häufig überlegen, viele kleinere örtliche Netzwerke hatten sich über die Jahre entwickelt.

Sie waren zuletzt zwar mit einer gewissen Xing-Müdigkeit ruhiger geworden. Dennoch schwören zahlreiche User nach wie vor darauf: Dabei sind die Xing-Gruppen und die Xing-Events ganz zentral. Doch genau die will Xing jetzt einstampfen.

Xing schaltet Anfang 2023 Gruppen-Funktion ab

„Wichtige Info zu Deinen XING Gruppen“ – so war die Nachricht überschrieben, die viele Xing-Gruppen-Organisatoren am 11.08.2022 im Mail-Postfach hatten. Für Gruppen-Fans folgte dann diese Hiobsbotschaft:

„In Zukunft wollen wir uns noch stärker auf die Unterstützung unserer Mitglieder bei ihrer be­ruf­lichen Orientierung konzentrieren. Damit das gelingt, haben wir schweren Herzens die Ent­schei­dung getroffen, XING Gruppen und den XING Eventmarkt zum 11. Januar 2023 ein­zu­stellen.“

Waren denn Gruppen und Events nicht auch wichtiger Teil der be­ruf­lichen Orientierung? Lange sagt doch Xing selbst: „Gruppen auf XING bringen Sie beruflich weiter“ – was hat sich geändert?

Tatsächlich konnte man sich in den Gruppen gut mit beruflich interessanten Kontakten vernetzen, über Jobs und Erfahrungen informieren und auch als Arbeitgeber finden und gefunden werden. Das soll bald alles vorbei sein, wie im Folgenden genauer von Xing erklärt wurde:

„Beide Angebote waren in der Vergangenheit wichtige und liebgewonnene Bestandteile unserer Plattform. Aber sie unterstützen leider nicht mehr unseren neuen Fokus und binden viele Ressourcen. Diese wollen wir nutzen, um unsere Angebote rund um die berufliche Orien­tierung weiterzuentwickeln. Den ersten Schritt macht ein umfassendes E-Learning-Angebot, das unsere Plattform bald bereichern wird. Mehr Infos dazu bekommst Du demnächst.“

Tut Xing noch mehr LinkedIn gut?

Dass Gruppen so viele Ressourcen gebunden hätten, verwundert etwas, da dieser Bereich ja vor allem von Mitgliedern gestaltet wurden.

Das umfassende E-Learning-Angebot klingt stark nach LinkedIn. Beim neuen Xing-Fokus stellt sich die Frage, ob dies auch der Fokus der Nutzerschaft ist oder wird.

In jedem Fall muss Xing sich auf eine neue Protestwelle einstellen, die auch schon nach der Einführung der plattformweiten Du-Anrede entstanden war.

Hier die genaue Planung der Gruppen-Abschaltung, wie sie Xing am 11.08.2022 angekündigt hat: 

Xing-Gruppen-Abschaltung – die Termine

  • Am 11. August 2022 wurden Xing-Mitglieder über die Gruppen-Abschaltung informiert.
  • Ab dem 18. August 2022 wird die Erstellung neuer Gruppen nicht mehr möglich sein.
  • Am 11. Januar 2023 werden alle XING Gruppen deaktiviert und die Inhalte gelöscht.

Xing schafft Events und Gruppen ab – strategisch klug?

Während klar ist, dass viele Mitglieder sich daran stören werden, dass die Xing Gruppen abgeschaltet werden, bleibt unklar, ob Xing davon profitieren wird.

Ja, die Hamburger Plattform wird dann ab Januar 2023 Ressourcen für andere Schwerpunkte haben. Aber werden diese Schwerpunkte gegen die verbreitete Xing-Müdigkeit helfen?

Vergleich mit Gruppen von Facebook

Ein Vergleich mit Facebook bietet sich an. Hier geht die aktive Nutzungsdauer im deutschsprachigen Raum in den letzten Jahren zumindest bei jungen Zielgruppen zurück.

Facebook-Gruppen sind hingegen immer noch recht beliebt – und teilweise ein zentraler Ort, wo sich Menschen zusammenschließen und sogar Trends entstehen.

Gruppen als sozialer Kern der Social Media

Gruppen, auf Facebook oder Xing, sind tatsächlich noch ein Bereich, wo die sozialen Medien sozial sind, weil hier wirklich die Mitglieder recht unabhängig vom Plattformbetreiber und dessen Algorithmen interagieren.

Idealerweise geht es in den Gruppen nicht nur um Ego-Postings, sondern wirklich um Gruppenthemen. Eigentlich sollte dieser Raum doch geschützt und gefördert werden, oder?

Xings interne Kommunikation hängt hinterher

Wer aktuell auf Xing Gruppen gründen will, wird übrigens noch nicht rechtzeitig davon abgehalten. Im übergeordneten Gruppen-Bereich wird sogar noch freundlich dazu eingeladen, Gruppen zu gründen.

Wer jetzt startet, dürfte sich im August sehr ärgern, dass es kaum noch weitergeht. Hier wäre es sicher besser gewesen, frühzeitig auf der Plattform klare Nachrichten zu platzieren.

Xing schafft Gruppen ab – der Anfang vom Ende?

Xing schafft Gruppen und Events ab – ist das der Anfang vom Ende der deutschen Plattform? Aus deutscher Sicht wäre es Xing sehr zu wünschen, dass es weiterhin eine Alternative zu LinkedIn darstellen kann.

Xing ist schließlich eines der letzten sozialen Medien, das gegen die übermächtige amerikanische und mit TikTok chinesische Konkurrenz standhält.

Braucht es wirklich ein zweites LinkedIn?

Ob das mit dem Einstampfen der Gruppen und der Events weiterhin möglich ist, bleibt fraglich. Schon jetzt wandern viele zu LinkedIn ab, weil es aktuell auch internationaler und cooler erscheint.

Wäre da der lokale Fokus mit Gruppen und Events nicht sinnvoller gewesen, anstatt LinkedIn mit E-Learning und Co. noch stärker zu kopieren? Wir werden darüber berichten, wie sich Xing als LinkedIn-Konkurrenz weiter entwickeln und behaupten kann.

Jetzt sind wir aber vor allem gespannt auf eure Kommentare. Habt ihr vielleicht viele Jahre Xing Gruppen aufgebaut? Welche Vorteile habt ihr in der Funktion gesehen? Schreibt gerne unten eure Meinung.  

Über den Autor/die Autorin
Johnny ist Experte für Online-Marketing, seine Spezialgebiete sind Suchmaschinenoptimierung (SEO), Content-Strategien und Blogger-Networking. Wenn er nicht gerade selbst Texte verfasst oder redigiert, meditiert er über Analyse-Tools für Marketing-Kampagnen, Webseiten und Influencer.

12 Antworten

  1. Seitdem Burda im Aufsichtsrat ist, ging es mit xing kontinuierlich bergab. Keine freie Gestaltung der Startseite mehr, keine Masseneinladungen mehr (deshalb wurde Georg Troll gesperrt) und immer mehr Kommerzialisierung.
    Dann kam Corona. Keine persönlichen Treffen mehr, Spam durch Webinare und Zoom-Einladungen – das war nicht mehr xing!
    Inzwischen hatte ich meine Premiummitgliedschaft gekündigt und bin nur noch Basis-Mitglied, sehe also nicht einmal mehr, wer mein Profil besucht hat.
    xing sägt sich den ab, auf dem es sitzt. Es hat sich seine Kern-Kompetenz selbst genommen. Das waren die Events.
    Nichts kann persönliche Begegnungen ersetzen. Es ist oft der erste Blickkontakt, der erste Händedruck, der entscheidet. Online funktioniert das nicht!

  2. Der Vergleich mit Facebook trifft es gut. Nur rettet Facebook klugerweise, was es noch hat. Xing schafft es ab. So schafft sich auch Xing ab 😉 Schade! War lange Fan der Seite.

  3. Xing ist schon seit einigen Jahren dabei, sich zu demontieren. Scheinbar ist es wichtiger, dass die Manager dort “aktiv” managen, als dass etwas Positives dabei heraus kommt. Nun hat man ihnen wohl die Erwartung angetragen, wieder etwas zu tun, nachdem die Aktie in einem Jahr auf die Hälfte ihres Werts gesunken ist. Und sie tun etwas. Was? Völlig egal. Mit welchen Kollateralschäden – wie immer ebenfalls völlig egal.

    Im Endergebnis ist bei der Betätigung auf Xing etwa soviel Planungssicherheit vorhanden wie beim Unternehmensaufbau auf Kuba.

    Zum Glück gibt es auch Leute, die sich nicht aufs Lamentieren beschränken, es soll ein Ersatz für eine Gruppe als Zusatzangebot auf einer Webseite entstehen:
    https://www.xing.com/communities/posts/xing-gruppen-ade-1024701145

    Wenn sich genug Leute in der Gruppe anmelden, kann vielleicht die Motivation dort gesteigert werden, dass dieser Gruppenersatz nicht nur für eine einzige Gruppe, sondern für eine Vielzahl an vormaligen Xing-Gruppen konzipiert wird.
    Dieser Coach wäre sicher als Initiator nicht die schlechteste Wahl, um einen nennenswerten Teil des Vakuums zu füllen, dass das Xing-Management gerade im deutschsprachigen Raum durch seine krankhaft egozentrierte, empathiebefreite Agitationswut eröffnet.

  4. Seit Jahren gebe ich Xing- & LinkedIn-Seminare für Menschen, die sich beruflich neu orientieren und fokussieren. Gerade die Gruppen waren und sind “aus meiner Sicht“ eine großartige Möglichkeit, sich über den eigenen Tellerrand hinaus fachlich zu informieren, sich persönlich zu präsentieren, fachspezifische Vakanzen einfachst und zielgerichtet zu eruieren und neue berufliche Netzwerke aufzubauen.
    Über die Entscheidung von Xing kann ich nur den Kopf schütteln. Aber was versteh ich schon davon…?!
    Gleichzeitig freue ich mich, dass viele Moderatoren scheinbar mit dem Gedanken spielen, ihre Gruppen bei LinkedIn weiterleben zu lassen. Richtig so! Auch ich werde meine Seminar-Inhalte entsprechend anpassen. Denn die Grund-Idee ist und bleibt aus meiner Sicht und Erfahrung, großartig!

  5. Xing schafft sich als Facebook 2.0 light schon seit einiger Zeit selber ab. Türsteher (Security-Unternehmer) posten kopierte Betroffenheitsbeiträge aus „Philosophie-Gruppen“ und Sachbearbeiterinen im Ruhestand stimmen mit digitalen Tränen zu.
    Wirklich vermissen wird niemand Xing – die VDMA Gruppe ruft ja schon ganz direkt zum Umzug zu LinkedIn auf.

  6. Ich habe auch gestaunt, dass Xing seine Alleinstellungsmerkmale gegenüber LI abschafft und versucht, LI zu kopieren. Die Funktionen waren im Grunde ausentwickelt, technisch ist da ja in den letzten Jahren nicht mehr viel passiert. Klar, wahrscheinlich braucht man Leute, um gemeldete Beiträge oder Events zu prüfen, aber das machen ja wahrscheinlich keine superteuren Fachleute. Ich werde mein Xing-Profil behalten, damit mich Leute da kontaktieren können, aber außer den Neuigkeiten und Diskussionen in den Gruppen hat mich nichts dahin gelockt. Und wie Du schon schreibst, das ist echt heftig für die Leute, die viel Zeit in den Aufbau und die Pflege von Gruppen gesteckt haben. Ihnen vier Monate vorher Bescheid zu sagen, wird sie sicher nicht zu besseren Xing-Freunden machen. Verstehe eigentlich nichts von Unternehmensstrategie, aber mir scheint das kein sinnvoller Weg zu sein.

  7. Hallo, ich finde es interessant, dass alle nur über die Gruppen schreiben. Was ist mit der Eventfunktion. in diesem Bereich ist Xing LinkedIn rein von der Funktionalität weit überlegen. Ich persönlich bekomme meine Events auch über Xing nach wie vor gut vermarktet. LinkedIn ist dafür überhaupt keine Alternative.

  8. Mich würde hier die rechtliche Lage interessieren. Ist es einfach so möglich, dass xing online Inhalte, die mit zeitlichem Aufwand – also Arbeitsaufwand der Personen, löschen darf?

  9. In meiner Branche (Finanzierung / Immobilieninvestment Deutschland) sind die Facebookgruppen am aktivsten. Die XING-Gruppen haben eine beachtliche Größe, auf Linkedin gab es bis vor Kurzem noch gar keine Gruppe. Habe jetzt eine gegründet. Kommt mir natürlich entgegen, wenn einige User von XING nun auf Linkedin in meine Gruppe abwandern. Aber wir stehen jetzt 200 User nach der Nachricht, die größte entsprechende XING-Gruppe hatte 13.000 Mitglieder – war aber XING-Müdigkeitsentsprecht nicht besonders aktiv.

    Der primäre Grund auf FB, XING, Linkedin sind die Gruppen. Für ein Nutzerprofil kann man mich auch googeln, wenn man mich sucht und meine Homepage finden.

  10. Ich war schon Mitglied als es noch OpenBC hieß. Ich fand Xing immer tausendmal besser als linkedIn – ich werde schweren Herzens meine Premium-Mitgliedschaft kündigen (um hier auch ein deutliches Zeichen zu setzen, daß man nicht einfach an den Interessen aller Mitgliedern vorbei handeln kann) und zu linkedIn wechseln.
    Xing betreibt Selbstmord mit Ansage

  11. Xing war einmal eine sehr interessante und aktive Plattform.
    Doch nach Abschaffung der Gruppen und der Eventplattform, ist es für Selbständige im Bildungs-, Event-, Trainings- und Coachingbereich nicht mehr sinnvoll zu nutzen und eine Abwanderung zu LinkedIn, VK oder Facebook ist nun notwendig.
    Nachdem meine Gruppen gelöscht wurden, habe ich mich auch sofort von Xing abgemeldet

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